Ein Leben außerhalb des Staatus Quo

Original: Living Outside the Statist Quo
Aus dem Englischen von Pascal Topolewski

Der Titel dieses Buches bezieht sich auf einen dieser bestimmten Momente, in dem ein einiger Satz die eigenen sozialen Konventionen erschüttert und ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Ich erzähle die Geschichte in diesem Buch in dem Essay über den morgendlichen Alkoholkonsum.

Ein großer Gelehrter und wahrer Gentleman – ein Mann, der den ultimativen Leitfaden durch die King-James-Bibel schrieb – hatte mich zu einem frühen Frühstück um 7 Uhr morgens eingeladen und mir dann Kaffee angeboten.

Ich sagte: »Ja, danke.«

Er fügte hinzu: »Wollen sie einen Schuss Bourbon in Ihren Kaffee?«

Was wird durch diesen Satz und den resultierenden Schock deutlich? Wir glauben aus einem unerfindlichen Grund, dass der Konsum harten Alkohols am Morgen sich nicht ziemt, sozialen Normen widerspricht, verheimlicht werden sollte und eine gefährliche oder sogar böse Angewohnheit niederer Klassen ist.

Aber ist irgendeine dieser Vermutungen wahr? Die hohen Tiere des Staates und ihre kulturellen Befürworter führen eine neue Form des Prohibitionismus an, während der Alkoholkonsum weiter steigt. Offensichtlich leben wir in zwei Realitäten – eine, die vom Staat eingeführt wurde, und eine, die wir aus unserem wirklichen Leben übernehmen.

An dem Satz verwunderte mich, wie er uns beide in die Reihen der Rebellen stellte, die gegen die vorherrschende Gesinnung handeln – zusammen würden wir die staatliche Ordnung ablegen und unsere eigene Norm und Realität schaffen. Das ist ein wunderbares Modell, um ein erfülltes Leben zu genießen. Dieses Buch handelt davon, dass die staatliche Anordnung mancher Dinge und das Verbot anderer nicht dazu führen, dass wir dieser Landkarte unseres Lebens folgen oder sie überhaupt tolerieren müssen.

Der Ursprung des Morgentrinken-Tabus liegt darin, dass es bei täglicher Durchführung zu einem weniger produktiven Leben führt. Aber am Wochenende, oder wenn es nicht notwendig ist nüchtern Höchstleistungen zu zeigen, oder wenn man eine besonderen Gast begrüßt, ist daran nichts auszusetzen.

Auf jeden Fall muss es eine vornehme Tradition geben, dem Kaffee einen Schuss hinzuzufügen. Sonst hätte dieser hochkultivierte, hochgebildete und gelehrte feine Gentleman nicht erwartet, dass ich einen solchen nehme. Indem er es mir aber anbot, enthüllte er eine verlorengegangene Vergangenheit, die mit einem Sinn für Freiheit und ungekannten Möglichkeiten einhergeht. Um diese Vermutung zu untersuchen, gilt es, sich eine spekulative Welt vorzustellen, die mit dem Status Quo bricht und stattdessen mit den Vor- und Nachteilen eines neues Lebensstils spielt.

Die meisten Essays dieses Buches machen genau das. Sie entwickeln radikale neue Wege des Lebens außerhalb des Status Quo. Aber vielleicht sollten wir »Staatus« Quo sagen, denn der Staat ist verantwortlich für die Formung der Welt – sowohl auf schamlose Weise, als auch ganz subtil, so dass wir es gar nicht bemerken.

Beispiele aus dem Buch beinhalten, wie und warum unser »heißes« Wasser lauwarm wurde und was wir dagegen tun können; wie unsere Toilette aufgehört hat vernünftig zu funktionieren aufgrund eines Gesetzes, welches die Größe eines Toilettentanks reduzierte; wie die Durchsetzung von Verkehrsgesetzen zu einer Abzocke wurde, mit der dem Volk Vermögen entzogen wird, um die Obere Schicht zu nähren; wie Copyright und Patentgesetze uns vor kulturellem und technologischem Fortschritt bewahren; und wie Politiker, von denen wir glauben, sie würden uns beschützen, uns in Wirklichkeit die Rechte auf Selbstverteidigung nehmen.

Um die Kosten des Etatismus zu verstehen, gilt es das zu sehen, was Frederic Bastiat das »Unsichtbare« nannte. Es geht darum, sich die Existenz einer Möglichkeit vorzustellen, deren Existenz aber vom Staat verboten wurde, dann mit diesem Gedanken ein bisschen zu spielen und schließlich sich so zu verhalten, als wäre diese Abstraktion Realität. Die Kunst hilft uns bei diesem Denkvorgang. Deswegen arbeiten viele der Essays mit Literatur, Filmen, Kultur und Kunstwerken.

Aber die Fehler in der Welt zu sehen – Zitat Chestertens – ist nur der Anfang. Die Lösung dafür oder die Umgehung zu finden ist der wichtige Schritt. Ich versuche keine Probleme aufzuzeigen ohne eine Lösung einfacher Art zu eröffnen – einfach, weil Verzweiflung zu nichts Produktivem oder Erleuchtenden führt. Hoffnung resultiert aus der Vorstellung einer besser Zukunft, die es noch nicht gibt.

Die meisten Essays dieses Buches stellen Themen vor, die oft als trivial oder einfach empfunden werden. Aber Triviales ist oft sehr ernst, während als ernst eingeschätzte Themen oft sehr trivial sind – wie ich versuche zu zeigen. Gleichzeitig bespreche ich Zusammenhänge, über die Libertäre meines Schlags nicht gerne reden, wie die erschreckende Wahrheit des Gefängnisses (ja, dieser Artikel ist autobiographisch) und die Probleme, die in Verbindung mit geistigem Eigentum entstehen. Ich werde mich nicht dafür rechtfertigen, dass meine Ausführungen sich in sehr viele Themen auffächern. Vielleicht wird dieses Buch dadurch interessanter.

Der zugrundeliegende Gedanke hierbei ist sowohl meine eigene Form der Wirtschaftstheorie, die auf den vielen Jahren der Arbeit am Mises Institut in Auburn, Alabama, basiert, als auch die Art und Weise, wie die Freundschaft, die aus dieser Verbindung resultierte, mich von dem Gift der Politiker als Mittel der sozialen und wirtschaftlichen Kontrolle wegführte.

Der andere Teil meines Lebens umfasst das Studium und die Ausübung der Musik, mit einem besonderen Fokus auf »Alte Musik«. Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen allgemeiner kultureller Sprache und Politökonomie ging unbeabsichtigter Weise aus meiner Arbeit der letzten Jahre hervor, in denen tausende von Texten entstanden, von denen dieses Buch nur ein Beispiel ist.

Wir müssen alle Teil des Projekts der Neudefinition von Freiheit sein – einem Leben abseits des Status Quo. Andernfalls nehmen wir das gleiche Schicksal wie viele andere Gesellschaften und Zivilisationen vor uns: Eine riesige Maschinerie erzeugen, die der Macht und dem Zwang verschrieben ist und das Wachstum und die Intelligenz der Menschen unterdrückt. Das führt zu einer ausweglosen Situation, die fast niemand bemerkt, bis es zu spät ist.

Ich würde gerne Lew Rockwell einen speziellen Dank aussprechen, der die Veröffentlichung dieser Art der wirtschaftskulturellen Analyse förderte und viele solcher selbst auf seiner Website ausstellt (LewRockwell.com). Doug French empfahl – er beharrte sogar darauf – sie in einem Buch zu sammeln. Viele Freunde, Mitarbeiter am Misesinstitut, Gefährten und Angehörige werden Vorfälle, Ideen und Sätze aus gemeinsamen Erlebnissen und Konversationen wiedererkennen – in der Tat stammt dieses Buch in vielerlei Hinsicht nicht von mir, vielmehr resultiert es aus einem gemeinschaftlichen Vorhaben. Und all denen zeige ich meine Erkenntlichkeit.

Einleitung zu »Bourbon for Breakfast: Living Outside the Statist Quo«.

Veröffentlicht am 27.07.2010
Schlagworte: mises.org Etatismus Prohibition Rebellion

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