Ökonomie ist... einfach

Original: Economics Is … Easy
Aus dem Englischen von Pascal Topolewski

Ich bin vor ein paar Tagen über einen interessanten Artikel* gestolpert. Der Artikel von Kartik Athreya von der »Federal Reserve Bank« aus Richmond hieß »Ökonomie ist schwer. Lasst Euch von Bloggern nichts anderes erzählen.«

Ein Abschnitt des Textes besagt:

In diesem Essay argumentiere ich dafür, dass Wirtschaftsblogs sowie nicht-ökonomische Blogs, die die Wirtschaft – besonders gesamtwirtschaftliche Politik – als leicht zu verstehendes Phänomen mit klaren Folgerungen und Folgen porträtieren, wahrscheinlich der Ursprung [im Original kam hier ein Rechtschreibfehler im Wort »contribute« vor] jeder Art der Unstimmigkeit zum Thema Wirtschaft sind und deswegen von der freigeistigen Gesellschaft ignoriert werden sollten.

Zu Anfang würde ich der freigeistigen Gesellschaft vorschlagen Ökonomisten und Organisationen zu ignorieren, die unfähig sind eine Rechtschreibkontrolle auf das Wort »contribute« anzuwenden.

Aber das weicht von meinem eigentlichen Anliegen ab.

Falls Athreya mit „schwer“ meint, dass sowohl das Konzept als auch die Resultate der Wirtschaft manchmal kontraintuitiv sind, dann stimme ich mit ihm überein. Beispiele dafür sind folgende:

  • Den Armen Geld zu schenken führt zu weniger Armut – Falsch.
  • Grenzen für Mietpreise zu setzen wird die Behausung von Mietwohnungen erschwinglicher machen – auch Falsch.

Aber das meint Athreya nicht. Er glaubt, dass Wirtschaft etwas so wissenschaftliches und komplexes ist, dass ungeschulte Ökonomen (oder erfahrene Ökonomen, die aber Erläuterungen bzw. die politischen Resultate vereinfachen) nichts sinnvolles zu diesem Thema beizusteuern haben.

Er fährt mit den Kommentaren der Öffentlichkeit, bzw. dem Mangel eben dieser fort, die nach dem Tsunami in Ostasien und dem Erdbeben in Haiti zu hören waren.

Jeder stimmt mir zu, dass Seismologie wahrscheinlich ein so schweres Thema ist, zu dem niemand etwas wirklich nützliches beitragen kann, der keinen Doktortitel darin hat. Makroökonomie umfasst die Kumulierung von Millionen von Einzelaktionen zur Generierung eines Resultates. Den aktiven Teil dieses Mechanismus bildet der Mensch. Der Punkt ist, dass die Makroökonomie vermutlich genauso schwer ist wie Seismologie. Diese Wahrheit müssen Möchtegern-Kommentatoren einfach akzeptieren. Ich zum Beispiel – 17 Jahre nach meiner ersten Doktorarbeit beunruhigt mich mein Unwissen in manchen Bereichen noch immer und ich bin ziemlich sicher, dass das nichts mit eingeschränkter Intelligenz zu tun hat.

Die Wahrheit ist, dass Wirtschaft Kartik Athreya so schwer fällt, weil er das Unmögliche versucht. Er fühlt sich nach 17 Jahren immer noch unsicher in seinem Beruf, weil er versucht, die Zustände ganzer Staaten und Nationen mit Analysis III, Ökonometrie II und linearer Algebra I zu erklären.

Das erinnert mich an die vernichtende Kritik von Nassim Nicholas Taleb. Diese stammt aus Buch »The Black Swan«, das von der Infiltration und der lähmenden Realität handelt, zu der die Rationalität der allgemeinen Wirtschaft mutierte:

Komplizierte Mathematik wird vorausgesetzt, wodurch mathematisch Ungeschulte ferngehalten werden. Ich wäre nicht der erste, der sagt, dass diese Optimierung der Sozialwissenschaften ein Rückschritt war. Sie war auf dem Weg zu einer intellektuellen und reflektierenden Fachrichtung und geht jetzt in die Richtung einer »exakten Wissenschaft«. Mit »exakter Wissenschaft« meine ich ein zweitklassiges Problem von Ingenieuren, die vorgeben, Teil der Physikfakultät zu sein – sogenannter Physikerneid. Anders ausgedrückt handelt es sich um einen Betrug des Intellekts.

Für eine kurze Erläuterung der Makroökonomie und ihrer Grenzen empfehle ich das Buch »The Limits of Macroeconomics« von Roger Garrison.

Für einen etwas längeren Einblick in das Thema empfehle ich einen schnellen Einblick in das Buch »Human Action«** von Mises selbst.

Ich füge hinzu, dass die jüngsten Entwicklungen in der Makroökonomie wirklich leicht zu verstehen sind. Unter der Zustimmung von Regierungsbeamten kauften Leute Häuser, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Diese Entwicklung wurde von Unternehmen wie Fannie Mae und Freddie Mac und der US-Notenbank in Verbindung mit günstigen Krediten unterstützt. Nun wird durch stärkere Kontrollen, höhere Steuern, finanziellen Eingriffe und unnötigen Geldpakete des Staates alles noch schlimmer gemacht.

Bei dieser Gelegenheit muss ich wiederholen, dass es auf lange Sicht allen besser gehen würde, würde man die Steuern senken, die Kontrollen entschärfen, finanzpolitische Eingriffe vermeiden dem Staat verbieten Buchgeld zu drucken.

Und Kartik Athreya kann weiterhin seinen »Qualitäts-Senf« zur Makroökonomie geben, indem er das finanzielle Wachstum neu errechnet – mit einem mathematischen Augenzwinkern zur Phillips-Kurve – und Integrale unter dem IS-LM-Modell konstruiert.


* Kartik Athreya »Economics is Hard. Don't Let Bloggers Tell You Otherwise.«

** Ludwig von Mises »Human Action«
Deutsch: »Nationalökonomie: Theorie des Handelns und Wirtschaftens« als PDF

Veröffentlicht am 14.10.2010
Schlagworte: markt mises.org blog wirtschaft

Kommentare

30.08.2011 | 18:41
issuentwratte meint:

viel gelernt


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